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Kirchenheizung während der Corona-Pandemie

Viele Kirchengemeinden und auch unsere Kunden fragen sich nun, ob inmitten der Heizperiode während der Corona-Pandemie die Art und Weise der Kirchenheizung einen Einfluss auf die Verbreitung des Corona-Virus hat. Wir wollen Ihnen hier einen kurzen Überblick über diese wichtige Thematik geben. 

Wie erfolgt die Ausbreitung des Corona-Virus im Kirchenraum?

Der von Christian Dahm und Sabine Jellinghaus im Auftrag von 15 Bistümern und Landeskirchen erstellten Stellungnahme „Beheizen & Temperieren von Kirchen während der Corona-Pandemie“ (veröffentlicht von Energie & Kirche) kann eine sehr detaillierte Betrachtung der Übertragsungswege des Corona-Virus im Kirchenraum entnommen werden, welche wir Ihnen hier zusammenfassend kurz und übersichtlich darstellen möchten:

Übertragungswege des Corona-Virus im Kirchenraum: (3)

durch Tröpfchen

 
  • größere Partikel mit Durchmesser von mehr als 5 Mikrometer, welche teilweise beim Husten oder Niesen sogar sichtbar sind
  • standen zunächst als Infektionsweg im Hauptfokus
  • werden von infizierten Menschen in Umgebung getragen
  • Übertragung auch beim Singen möglich
  • daraus resultieren Singverbote und Abstandsregeln
  • kurze Verweildauer in der Raumluft
  • Eintragung in den Raum maximal einen Meter
  • sinken dann durch ihr Gewicht zu Boden
 

durch Aerosole

 
  • heterogenes Gemisch aus sehr kleinen Schwebeteilchen in einem Gas mit Durchmesser kleiner als 5 Mikrometer (nicht sichtbar)
  • wurden später als Übertragungsweg erkannt
  • entstehen beim Sprechen und Singen
  • beim Singen entstehen bis zu 30-mal mehr Emissionen als beim Sprechen
  • kritischer als Tröpfchen, wobei es einen fließenden Übergang von Tröpfchen zu Aerosolen gibt
  • steigen aufgrund ihrer geringeren Dichte zunächst auf und verteilen sich dann großflächig in der Raumluft
  • nach 20 Minuten in der Raumluft noch nachweisbar
  • sinken auf Grund ihres leichten Gewichtes kaum zu Boden und verbleiben in der Raumluft
  • lt. Forscherteam der Universität Florida können auch virenbelastete Aerosole tatsächlich infektiös sein
 

Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse zu den Ausbreitungswegen der Corona-Virus-Partikel im Kirchenraum spielen die Luftbewegungen und Wärmequellen im Kirchenraum eine tragende Rolle, da hierdurch Aerosole und Tröpfchen durch den Raum transportiert werden. (3) 

„Eine weitere Studie zeigt, dass sich selbst größere Tröpfchen (>60 μm) unter bestimmten Umständen weit im Raum ausbreiten können. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Partikel im Auftriebsstrom von Wärmequellen (zum Beispiel von einer Person) emittiert werden. Sie steigen auf, verteilen sich horizontal und fangen erst dann an, sich abzulagern. Eventuelle horizontale Luftbewegungen verstärken den Verbreitungseffekt noch.“

Quelle: Hermann-Rietschel-Institut der TU Berlin (3)

Dahm und Jellinghaus raten im Rahmen der Risikominimierung dringend zur Verringerung der Luftbewegungen im Kirchenraum. (3)

Wie entstehen Luftbewegungen im Kirchenraum?

„Sobald eine Stelle im Raum wärmer ist als eine andere, entsteht ein Luftzug.“ schreiben Dahm und Jellinghaus. Typisches Beispiel seien Heizkörper, welche die umgebende Luft erwärmen. „Diese Luft steigt auf, kühlt währenddessen ab und wird von der nachfolgenden aufsteigenden Luft zur Seite gedrängt. Die Luft strömt zu den Seitenbereichen, nähert sich der kalten Wand, kühlt dort weiter ab und stürzt dann als sehr kalte Luft nach unten. Dieser Effekt ist auch als Fallwind am einfach verglasten Fenster bekannt.“ (3)

Dabei ergebe sich die geringste Luftzirkulation bei einer durchgehend konstanten Temperatur, wobei Wandoberflächen und Raumluft nahezu die gleichen Temperaturen aufweisen müssten. (3) Dies ist aber ein Zustand, welcher wohl bei Kirchen eher selten anzutreffen ist. 

Alle Kirchenheiz-Systeme, welche zu einer Erwärmung der Luft beitragen (z. B. Konvektionsheizungen, Wasserheizkörper, Umluft- und Warmluftheizungen) sorgen über die Erwärmung der Raumluft durch die Vermischung von Kaltluftmassen mit der aufsteigenden Warmluft zu Luftverwirbelungen, wodurch die Viren in Bewegung gehalten werden. Die Luftbewegungen beruhigen sich in Abhängigkeit individueller räumlicher Gegebenheiten innerhalb von ca. 15 Minuten. Daher wird generell geraten luftverwirbelnde Heizsysteme ca. 30 Minuten vor Beginn der Nutzungszeit abzuschalten. 

Nach Ende des Gottesdienstes, wenn sich in der Kirche keine Besucher mehr befinden, sollte wenn möglich eine gründliche Lüftung des Kirchenraumes erfolgen. 

Einfluss der Raumluftfeuchte?

Auch die Luftfeuchte hat auf die Verbreitung des Virus einen großen Einfluss. Ziel ist es durch zu trockene Raumluft zu verhindern, dass die eher weniger bedenklichen Tröpfchen durch Verringerung des Feuchtigkeitsanteils und damit einhergehendem Masseverlust zu Aerosolen werden, welche sich dann im Raum weiter verbreiten als Tröpfchen und auch über einen sehr langen Zeitraum im Kirchenraum verbleiben. 

Laut Stellungnahme von Dahm und Jellinghaus sollte die ideale Raumluftfeuchte einer Kirche in der Phase der Corona-Pandemie zwischen 50 bis 60 % Luftfeuchtigkeit betragen. (3)

Unter diesem Gesichtspunkt sollte keine Aufheizung der Raumluft direkt vor und während des Gottesdienstes oder anderer Nutzungszeiten erfolgen, so Dahm und Jellinghaus. (3)

Verwendung unterschiedlicher Kirchenheiz-Systeme in der Corona-Pandemie

Fensterbankheizungen

 
  • Heizstäbe, die unter Fenstern angebracht werden 
  • bilden Warmluftschicht vor der kalten Glasscheibe
  • reduzieren maßgeblich die Fallwinde entlang der Fenster 
  • vermindern Luftbewegungen im Raum (4)
  • können in der Corona-Pandemie auch während des Gottesdienstes betrieben werden (3)

Unser Empfehlungen aus unserem Sortiment: 
CANDOR Fensterbankheizungen

Umluft- und Warmluftheizungen, Wasserheizkörper

 
  • bringen punktuell im Raum hohe Temperaturen ein
  • erwärmen die Raumluft
  • führen zu starken Luftbewegungen 
  • Warmluftheizungen mit Ventilator verstärken Luftbewegung zusätzlich
  • Luftzirkulation bleibt auch nach Abschaltung auf Grund der Temperaturunterschiede im Raum für einige Zeit erhalten (idividuell von räumlichen Gegebenheiten)
  • Empfehlung, diese Heizsysteme ca. 30 Minuten vor Gottesdienst auszuschalten (30)
 

Unterbankheizungen (Konvektoren und Strahler)

 
  • partielle Erwärmung direkt im Sitzbereich der Besucher durch punktuell eingebrachte hohe Wärmemengen
  • wurden bislang nur direkt zum Gottesdienst betrieben
  • bedingen starke Luftbewegung in direkter Besuchernähe
  • senken die Luftfeuchtigkeit in Besuchernähe
  • begünstigen Verkleinerung von Tröpfchen und Aerosolen durch Verdunstung, welche dadurch noch schneller und weiter im Raum verbreitet werden
  • sollten während der Corona-Pandemie nicht während des Gottesdienstes verwendet werden (3)
 

beheizte elektrische Sitzkissen / Rückenkissen und elektrische Fußbodenheizungen 

 
  • erwärmen den Kirchenbesucher selbst und nicht die Raumluft
  • nur minimalen Einfluss auf Raumluft
  • führen zu keinerlei Luftverwirbelungen
  • kein Absenken der Luftfeuchtigkeit
  • Nutzung während des Gottesdienstes in der Phase der Corona-Pandemie unkritisch (3)

Unser Empfehlungen aus unserem Sortiment: 
Infrarot Sitzbankheizung
Infrarot Rückenheizung
Infrarot Fußbodenheizung
NEU: Infrarot-Paravent-Heizung
NEU: Stuhlheizung / beheizte Sitzkissen
Heizunterlagen
Orgelheizung
Altarheizung
Kanzelheizung
Heizung Sakristei

Zusammenfassende Empfehlungen

Der evangelische Oberkirchenrat Stuttgart gibt in seiner Handreichung an die evangelischen Pfarrämter folgende Empfehlungen zum Heizen von Kirchen während der Corona-Pandemie: 

„Mit Ausnahme beheizbarer Sitzkissen, Fußbodenheizungen und Strahlungsheizungen sollen die Heizungsanlagen mindestens 30 Minuten vor Nutzungsbeginn abgeschaltet werden, um Luftbewegungen während des Gottesdienstes zu vermeiden. Sie sollen erst nach der Veranstaltung wieder in Betrieb genommen werden. Durch den eingeschränkten Betrieb der Anlagen ergeben sich ggf. gewisse Komforteinbußen. Die gewünschte Raumtemperatur sollte bereits vor Beginn der Veranstaltung erreicht werden. Dies setzt voraus, dass ausreichend lange vorgeheizt wird …“ (1)

Auch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover rät in ihrer Informationsschrift zur Temperierung von Kirchen während der Corona-Pandemie zur dringenden Reduzierung von Luftbewegungen im Kirchenraum. Wobei auch hier zu einer Abschaltung von Luftheizungen und punktuellen Wärmequellen wie Bankheizungen, Wasserheizkörpern und Infrarotstrahlern mit einem Abstand von ca. 30 Minuten vor Beginn des Gottesdienstes geraten wird. Ausdrücklich wird hier darauf hingewiesen, dass vollflächige Fußbodenheizungen und elektrische Sitzkissenheizungen in der Corona-Pandemie problemlos während des Gottesdienstes betrieben werden können. (2)

Diese Informationen stellen wir Ihnen unter diesem Artikel auch zum Download als PDF-Datei zur Verfügung. 

Kommen Sie bitte gesund durch die Corona-Zeit!

 

(1) https://www.elk-wue.de/fileadmin/Downloads/Service/Rundschreiben_Empfehlungen_zum_Heizen_und_Lueften_waehrend_der_Corona-Pandemie_21._September.pdf

(2) https://www.landeskirche-hannovers.de/damfiles/default/evlka/frontnews/2020/Maerz/14/Rechtliches/2020-09-30-Heizen-und-L-ften-von-Kirchen-w-hrend-der-Corona-Pandemie.pdf-5bff3ba4966328f655a8a62629e9f349.pdf

(3) https://www.evangelisch-in-westfalen.de/fileadmin/user_upload/Aktuelles/2020/03_maerz/corona/200903_Beheizen_Temperieren_von_Kirchen_waehrend_der_Corona-Pandemie_-_1._Fortschreibung.pdf

(4) https://www.ekkw.de/aktuell/meldung/aktuell_30373.htm

(5) https://www.weser-kurier.de/region/wuemme-zeitung_artikel,-zum-beten-warm-anziehen-_arid,1939511.html